Lidicer Kunstsammlung

Im Jahr 1966 forderte Sir Barnett Stross Künstler aus aller Welt auf, dem 25. Jahrestag der Tragödie von Lidice mit Spenden von Kunstwerken zu gedenken, zum Gedenken an bestialische Gräueltaten und Gewalt. Seine Idee stieß auf große Resonanz, weshalb Besucher und Besucherinnen der Lidicer Galerie heute die Möglichkeit haben, Kunstwerke von Künstlern aus 29 Ländern der Welt zu sehen.

Alle gespendeten Werke sind - und waren immer - individuelle Ausdrücke nach dem freien Willen der Künstler und Künstlerinnen, nicht gebunden durch Thema, Art, Material oder Technik. Infolgedessen besteht die Sammlung aus Artefakten verschiedener Themen, Formen und Richtungen. Neben den Werken, die natürlich auf das reagieren, was in Lidice passiert ist, findet man auch Arbeiten in der Sammlung, die ähnliche Gewaltakte gegen die Menschlichkeit widerspiegeln, die sich bis heute ereignet haben.

Allerdings bezeugt die Sammlung nicht nur den Protest der künstlerischen Öffentlichkeit, sondern eröffnet einen Blick auf eine ganze Reihe künstlerischer Strömungen, besonders der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einen besonderen Platz verdient die erfolgreiche Sammlung tschechischer Künstler und Künstlerinnen (Jan Smetana, Karel Souček, Vojtěch Tittelbach, Václav Kiml, Pravoslav Kotik, František Gross, Jitka and Květa Válovy, František Foltýn, František Mertl, Olbram Zoubek, František Jiroudek, Cyril Bouda, Karel Svolinský Adolf Hoffmeister, Josef Jíra und andere). Im europäischen Zusammenhang kann man Marian Bogusz, Endre Nemes oder Renato Guttuso erwähnen.

Eine andere Gruppe von Werken stammt von prominenten deutschen Künstlern und Künstlerinnen und wurde im Jahre 1968 vom Berliner Galeriebesitzer René Block gestiftet. Der Kern dieses Teils der Lidicer Sammlung stellt die Malerei "Onkel Rudi" von Gerhard Richter dar. Außerdem zu finden sind Werke von Joseph Beuys, Wolf Vostell oder Sigmar Polke. In den 90er Jahren kam dazu eine neue Generation deutscher Künstler und Künstlerinnen, unter ihnen Dagmar Demming, Astrid Klein, Inge Mahn, Karin Sander, Katharina Sieverding oder Rosemarie Trockel. Heute beträgt die Anzahl der Kunstwerke etwa 500 Stück. Somit ist die Grundidee der Entstehung umgesetzt worden, durch Kunst der moralischen Notwendigkeit nachzukommen, auch in zukünftigen Generationen die Erinnerung an die Opfer aus Lidice, wie auch an alle anderen Opfer am Leben zu erhalten, damit derartige Gräueltaten auf unserem Planeten der Vergangenheit angehören.